70 Jahre Befreiung, das wird derzeit (fast – Irre gibt es leider immer wieder) überall gefeiert. Mir geht das gerade alles ziemlich nahe. Vielleicht auch deshalb, weil mein Vater seinen 90. Geburtstag gefeiert hat und für ihn die Befreiung keine geschichtliche Redewendung ist, sondern eine reale Erinnerung an einen unendlich wichtigen Punkt in seinem Leben. Dabei wird mir so richtig klar, wie jung er damals war. Selbst meine Kinder sind heute deutlich älter. Man sieht ja seine Eltern irgendwie immer als Erwachsene, aber mit der Distanz meines jetzigen Altern kann ich sehen, was er schon als ganz junger Mensch geleistet hat und das noch viel mehr würdigen. Und mir wird klar, wie alt er heute ist. Bald werden wir keine Zeitzeugen mehr haben, deshalb ist es wichtig heute viel zu fragen und gut zu zu hören. Ich würde meinen Vater gerne noch so vieles fragen, aber das geht leider nicht mehr und ich ärgere mich über die vielen vertanen Momente, in denen ich dachte, da fragst du das nächste Mal, weil gerade was anderes viel wichtiger erschien. Jetzt kann ich nur noch Danke sagen. Danke dafür, dass ich mich nicht fragen muss, was du, Papa, im Krieg gemacht hast. Ich weiß, dass du auf der richtigen Seite standest und dich für die Menschlichkeit eingesetzt hast und gegen verbrecherische Ideologien. Und manchmal verstehst du mein Danke und dann freuen wir uns beide.